»Also, das hätte ich nie gedacht, dass so etwas bei uns möglich ist.«
Der Fall Gustl Mollath hat das Vertrauen der Bürger in die Justiz und in deren politische Leitung bis in die Grundfesten erschüttert
Es ist einer der spektakulärsten Justizskandale in der Geschichte Deutschlands: Mit unhaltbaren psychiatrischen Gutachten und falschen Beschuldigungen wurde Gustl Mollath 2006 von der bayerischen Justiz in den psychiatrischen Maßregelvollzug weggesperrt, nachdem er vergeblich Schwarzgeldverschiebungen in vielfacher Millionenhöhe angezeigt hatte.
Erst 2013 erreichte sein Verteidiger die Freilassung. Dr. Wilhelm Schlötterer, an den sich Mollath aus der Haft mit der Bitte um Hilfe gewandt hatte, brachte seinerzeit den Stein ins Rollen. Er erreichte die Wiederaufnahme des Falles. Er kennt die dahinterstehenden Machenschaften wie kein anderer, schildert sie pointiert und in allen Einzelheiten und verweist auf die verantwortlichen Politiker.
Er zeigt auf, dass der Fall Mollath kein Justizirrtum war, sondern ein Staatsverbrechen.
»Nehmen wir an, Sie haben das Pech, irgendwie in die Mühlen von Behörden oder Justiz zu geraten, aus welchen Gründen auch immer. >Aber ich doch nicht<, denken Sie vielleicht. Das dachte seinerzeit sicher auch der Nürnberger Gustl Mollath, der die falschen Leute auffliegen lassen wollte und dafür >im Namen des Volkes< von einem Richter fast zehn Jahre in einem Irrenhaus weggesperrt wurde, bis die bayerische CSU den Skandal nicht länger vertuschen konnte. Nachteilige Folgen hatte das nicht für die schuldigen Politiker und ihre Büttel in der Ärzteschaft und der Justiz. Womöglich säße Mollath heute noch in der Klapsmühle, wäre die Gesundheitsindustrie ein paar Jahre früher auf die Idee gekommen, oppositionelles Verhalten gegenüber der sogenannten Obrigkeit zur Krankheit zu erklären. Sie haben vielleicht schon gelesen, dass es in den USA diese Organisation gibt, deren Aufgabe es ist, neue mentale Störungen zu erfinden, um auf die Weise den Verkauf von Psychopillen anzukurbeln. Genau die haben 2014 oppositionelles Trotzverhalten und kritisches Hinterfragen der Obrigkeit zur Geisteskrankheit erklärt.« Norbert Bartl