Opfer zweiter Klasse
Als Angela Merkel im September 2015 die deutschen Grenzen einer unkontrollierten Einwandererflut öffnete, nahm sie sehenden Auges die unvermeidlichen Folgen in Kauf, die Martin Lichtmesz wie folgt benennt: Terror, Vergewaltigungen, wachsende Kriminalität sowie ethnische und religiöse Konflikte. Im Gegensatz zu den lautstark benannten Opfern »rechter« oder »rassistischer« Gewalt werden die Toten dieser Politik bagatellisiert, relativiert oder verschwiegen: Sie sind nichts weiter als Kollateralschäden ...
»Gestern tat ich mir den Tort an, das Buch Die Hierarchie der Opfer von Martin Lichtmesz zu lesen. Der Terminus Tort bezieht sich keineswegs auf den Autor, sondern auf das von ihm sehr erhellend und im besten Sinne aufklärerisch beschriebene, durchaus widerwärtige Phänomen.
Seine Kernfrage lautet: Warum werden zumindest die deutschen Opfer des Massenmords vom Berliner Breitscheid-Platz still und heimlich fast wie Aussätzige verscharrt, kennt niemand ihre Namen, hat der Anschlag nichts mit dem Islam zu tun und darf nicht verallgemeinert werden, während um die Opfer des NSU-Trios - die zahlreichen Fragwürdigkeiten bei der Aufklärung der Mordserie hier ganz beiseite gelassen - ein an den kommunistischen Ostblock erinnernder Kult getrieben wurde, mit live übertragenem Staatstrauerakt im Berliner Schauspielhaus in Anwesenheit der halben Regierung, nationaler Selbstbezichtigung (Merkel: >eine Schande für Deutschland<), Gedenkminuten in Schulen und Betrieben, öffentlichen Lautsprecherdurchsagen im Nahverkehr, Straßenumbenennungen nach den Opfern, Gedenktafeln, uferloser Berichterstattung und ganzen Entschuldigungstitelseiten? Warum wird der eine Massenmord kleingeredet, setzen sofort die Abwehrreflexe ein, man dürfe ihn nicht verallgemeinern, man müsse seiner Instrumentalisierung entgegentreten, während der andere zu einer Art >Mikroholocaust< (Lichtmesz) stilisiert, ja sakralisiert wird?« Michael Klonovsky, ehem. Ressortleiter beim FOCUS